Aus Kapitel 7
1936 hatte Paul Gerber großes Glück bei der Arbeitssuche. In der Nähe von Königsberg hatte ein sehr großer und renommierter landwirtschaftlicher Hof mit einer Gemischtwarenhandlung seinen Standort. Dieser war im Familienbesitz der reichen Familie Abendblau. Herr Abendblau, von dem erzählt wurde, er gehöre den Großlogen der Freimaurer an, genoss eine politische Sonderstellung.
Es wurde viel über die Abendblaus geredet, weil niemand wusste, ob diese Stellung von dem Familienreichtum oder der Freimaurerei herrührte. Das Wichtigste aber war, dass Herr Abendblau ebenfalls nicht Mitglied der NSDAP war. Als er Paul Gerbers Können erkannte, stellte er ihn sofort fest an.
Paul Gerber kümmerte sich dort um alles. Besonders um die Landwirtschaft und um die Pferde. Herr Abendblau sicherte Paul die Anstellung zu und deswegen entschieden sich die Eltern dafür, genau dort ein Haus zu finden, das näher an einer Schule gelegen sein sollte. So zog die Familie Gerber 1937 von Nautzgen nach Labiau, einem netten Ort mit Stadtcharakter, kürzeren Schulwegen und Großstadtnähe.
Das Häuschen in Labiau war auch heimelig und lag am Ortsrand. Es hatte einen schönen Garten, der der Familie ebenfalls als Nutzgarten diente und sie konnten außerdem ein paar Hoftiere halten. Dennoch boten auch dieser Garten und die Umgebung viel Platz zum Spielen.
Margarethe fühlte sich sofort wohl, auch wenn sie ihre erste Schule anfangs vermisste. Und ja, die neue Schule war auch sehr aufregend, das gestand sich Margarethe schnell ein. Sie war viel größer, es gab viel mehr Kinder, eine Menge Schul- und Fachräume, viele verschiedene Lehrer und sehr, sehr viele Bücher!
Die Eltern sahen mit großer Zufriedenheit den guten Start ihrer Tochter.
Einmal, am Nachmittag, war die Familie draußen im Garten und Margarethe erzählte ihren Eltern Neuigkeiten aus der Schule. Ihr Vater zog sie zu sich, schaute sie an und sagte ihr überzeugt, mit einem Finger nach oben zeigend: „Siehst du mein Töchterchen, hier ist der gleiche Himmel und hier gibt es genau die gleichen Wolken, wie in Nautzgen.“